"Stupid is as stupid does." (Forrest Gump)

Ich bin ein Mensch der sich in verschiedene Meinungen hineinversetzen kann und habe daher ein großes Verständnis für vieler Art von Denkweisen. Ich denke das macht mich auch ein wenig aus, dass ich immer den Versuch starte etwas zu verstehen, auch wenn es nicht meine Meinung ist, habe ich verstanden wieso und warum ein Mensch so entscheidet oder etwas so gehandhabt hat. Mir fällt es leicht zu verstehen, wenn ich den Grundsatz der Gedanken dabei kenne. Ich denke das macht mich aus, das bin ich einfach, es ist aber auch ein Grund, wieso ich oftmals viel Zeit beanspruche mir über etwas klar zu werden, weil ich alle Wege ablaufe. Erwartet man sofort eine Meinung, ohne die Zeit die ich dazu benötige, treffe ich Fehlentscheidungen. Es ist Fluch und Segen zugleich, da ich früher durch dieses Verständnis kaum mich selbst in Worte packen konnte. Ich war für mich selbst nicht greifbar, einfach weil ich auf vieles eingehen konnte.

Seit 2 Tagen beschäftigt mich jedoch ein sehr spezielles Thema, bei dem mein Verständnis scheitert. Ich verstehe den Gedankengang dazu, doch ist es mir absolut schleierhaft dementsprechend zu handeln. Ich würde sogar sagen, es schockiert mich, wie einige Menschen handeln und denken, es gibt oft Thematiken, bei denen ich zwar nachvollziehen kann, dass das Denken aus einer älteren Generation kommt und nicht wirklich modern ist, doch sollte man meinen, dass grade solche Menschen, die jung sind und die Nachteile für sich entdeckt haben dazu neigen sich anders zu entscheiden. Dem ist nur leider nicht so und sie scheinen lernresistent zu sein und machen daher denselben Schrott wie ihre Eltern und meinen damit auch noch im Recht zu sein.


Es geht um das Ohrringe stechen bei Säuglingen, bzw. Kleinkindern. Ich muss ehrlich sagen, bis jetzt habe ich noch kein Kleinkind mit Ohrringen gesehen, was positiv ist, doch habe ich jetzt mehrere Meinungen gelesen, dass Eltern, auch junge Eltern das absolut gut finden ihr 4-8 Monate altes Kind Ohrlöcher machen zu lassen. Nicht beim Hygienischen Piercer, sondern beim Juwelier, der wahrscheinlich auf gut Glück die Dinger den Kleinen Würmern in die Ohren haut. Es schockiert mich, dass Eltern, obwohl sie wissen, dass es schmerzen sind, genau das ihren Kindern antun. Es ist ja nicht damit getan das nur das durchschießen schmerzhaft ist, sondern das es Wunden sind, die auch Wochen danach noch schmerzen und das bei einem Kind, dass grade seinen Körper und die Welt entdeckt. Ich las auch einen Satz, dass es zum Mädchen sein dazu gehört Ohrringe zu tragen und sie würden es ja nicht so sehr spüren als wenn man es später macht. Was soll man dazu noch sagen? Diese Menschen, genau solche primitiven, ich mag es nicht einmal mehr als Mensch bezeichnen, zeigen doch, wie absolut widerlich sie mit ihren Kindern umgehen. Ich selbst trage 5 Piercings, die ich alle nach dem 18. Lebensjahr piercen lassen habe in einem Bekannten Piercer Studio, indem man umfangreich aufgeklärt wurde und es wurde mir ausdrücklich gesagt, dass es gut überlegt sein sollte, es ist und bleibt eine Körperverletzung. Verständlich. Jemand fügt dir eine Wunde zu, der Körper wird verletzt, Körperverletzung. Aus. Wie verkorkst muss ein Mensch denken um das nicht zu verstehen? Diese Meinung zu vertreten, dass es besser ist es früh machen zu lassen, damit sie später keine Schmerzen erleiden muss. Mir ist nicht bekannt, dass Ohrringe zum Schönheitsbild einer Frau gehören. Da ist mir wohl was entgangen und dass Kinder weniger Schmerz empfinden als Erwachsene ist wohl auch etwas weit daher geholt.

Es ist in unserer Verantwortung unsere Kinder zu schützen, vor allem vor Schmerzen, die einfach nicht sein müssen. Lassen wir unser Kind - Kind sein, es die Welt entdecken und nicht vor dem 1. Geburtstag schon diese unglaublich schreckliche Welt kennenlernen, vor der wir sie eigentlich schützen wollen. Eine Welt in der Krankheiten zum Schönheitsideal geworden sind. In einer Welt in der viele ein Opfer der Medien zu sein scheinen. Ich ziehe Theresa auch nach meinem Belieben an, habe ihr in der Schwangerschaft Dinge, Spielzeug und sonstiges, gekauft was mir besonders gut gefiel und wovon ich geglaubt habe, dass es ihr gefallen könnte, ohne zu wissen was sie mag oder wie sie sich entwickeln wird, dahingehend schränke ich sie wohl auch etwas ein, doch sie spielt noch heute, mit fast 10 Monaten selbst mit dem allerersten Spielzeug was wir gekauft hatten. Sie entdeckt es auch heute noch, wenn sie ihre Kisten ausräumt und freut sich darüber. Sie kann noch nicht selbst entscheiden ob sie ein T-Shirt oder ein Pullover besser wäre es anzuziehen, sie hat dahingehend noch kein Verständnis und keinerlei Erfahrung, weshalb es meine Aufgabe ist. Es ist nicht nur die Auswahl etwas anzuziehen, es gibt noch so vieles, was in den Händen der Eltern liegt und das auch noch lange Zeit so bleiben wird. Anstatt dieses Vertrauen, was man dadurch aufbaut, mit Füßen zu treten und sich für einen Schmerzhaften weg fürs Kind zu entscheiden, sollten wir es schätzen.

Ich glaube auch nicht mehr, dass es eine Entscheidung sein sollte, die jeder selbst zu treffen hat, ob man einen Säugling Ohrringe schießen lassen könnte, es sollte einfach verboten sein ein Kind so früh durchlöchern zu lassen, wegen der Schmerzen, aber auch wegen der Selbstverwirklichung. Ich kann mir zudem auch nicht vorstellen, dass es angenehm für ein Kind ist, auf solchen Klunkern zu schlafen, besonders durch das entdecken von sich selbst und dem Drumherum, reißen sie sich an den Ohren und Haaren. Allein durch diesen Gedanken fordert es einen verkrampfen und schmerzverzerrten Blick in mein Gesicht.

Es steht nicht nur der Schmerz im Vordergrund, sondern auch die Selbstverwirklichung eines Kindes. Es sollte irgendwann Entscheidungen treffen, Wege gehen und daraus lernen, positive Erfahrungen machen und negative. Es sollte nicht das Recht genommen werden, für sich selbst zu entscheiden, weil ihre Eltern verzogen sind. Das Kind sollte ab einem gewissen alter sich selbst für oder gegen etwas entscheiden, denn wir lassen unserem Kind ja auch nicht unsere Namen Tattoowieren, auch wenn ich langsam glaube, wäre es möglich, würden viele dieses „Angebot“ nutzen. Man könnte es ja auch entfernen, wenn man es nicht mehr wollte, aber muss man es wirklich machen, wenn man nicht sicher sagen kann, dass sie es wirklich möchte? Kann es nicht 10 oder mehr Jahre warten und dann eine Sache sein, die dieser Mensch selbst getroffen hat oder auch nicht. Vielleicht ist es auch nichts was das Kind haben möchte und nimmt sie raus, lässt es zuwachsen und ist glücklich, waren es die Schmerzen Wert die der Säugling deshalb hatte und weshalb seine Kindheit wahrscheinlich ziemlich schmerzhaft und unangenehm war?  Sie werden sowas von schnell erwachsen. Sie sind Individuen, lassen wir sie das auch sein.

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